Von Agnes Thiemann 

Am 3. Oktober 2025 machten wir uns von Hamburg aus auf den Weg nach Grevesmühlen, um uns dort mit Gemeindemitgliedern aus Proseken zu treffen. Gemeinsam – etwa 27 Pilgerinnen und Pilger – wanderten wir rund 17 Kilometer auf der Via Baltica, bei strahlendem Herbstwetter. 

Auf unserem Weg begegnete uns auf Schritt und Tritt Geschichte: An den Großsteingräbern aus der Jungsteinzeit sprachen wir darüber, wie Erlebnisse unserer Vorfahren bis heute in uns nachwirken. Beim Mittagessen erinnerten wir uns an den Mauerfall – und es war bewegend zu hören, wie die Gemeindemitglieder aus Proseken diese Zeit erlebt hatten. 

Eine Teilnehmerin erzählte: „Ich wollte wie jeden Donnerstag zur Chorprobe gehen, aber die Kirche war leer. Als ich beim Pastor klopfte und fragte, warum keine Probe sei, schaute er mich ganz erstaunt an und sagte: ‚Die Mauer ist auf! Guckst du kein Fernsehen?‘ “Mit den anwesenden Mitgliedern aus der koreanischen Gemeinde sprachen wir über die Teilung von Nord- und Südkorea und was diese bis heute noch für die Koreaner und Koreanerinnen bedeutet.  

Ein besonderer Höhepunkt erwartete uns am Ende des Pilgerwegs in der Kirche von Proseken. Pastor Harloff begrüßte uns dort und erzählte eindrucksvoll von seinen Erinnerungen an die friedliche Revolution. Er war es, der am 18. Oktober 1989 einen Gottesdienst mit anschließendem Gespräch über die Missstände in der DDR leitete. Erwartet wurden rund 300 Menschen – gekommen waren 2000! Es war die erste Großveranstaltung des Neuen Forums in Wismar und Umgebung. Pastor Harloff berichtete von Aufbruchsstimmung, Mut, aber auch Angst – und vom gemeinsamen Entschluss, Veränderung ohne Gewalt zu suchen.